Roman. »Für alle, die nicht länger nach den Gesetzen des Patriarchats leben wollen.« Mareike Fallwickl
Suzie Miller ist eine australisch-britische Dramatikerin, Drehbuchautorin und Anwältin. Während ihrer Anwaltskarriere arbeitete Miller als Strafverteidigerin, vor allem in Bezug auf Fälle von sexueller Nötigung. Basierend auf einem ihrer zahlreichen Theaterstücke veröffentlicht Suzie Miller nun ihren ersten, gleichnamigen Roman «Prima Facie».
Tessa, die Ich-Erzählerin, hat sich endlich ihren Platz in der Londoner Juristenszene erarbeitet. Nachdem sie sich aus ärmlichen Verhältnissen heraus gekämpft hat, findet sie ihre Erfüllung. Stolz trägt sie ihre Robe und ihre Rosshaar-Perücke als Strafverteidigerin. Wen sie genau verteidigt, spielt für sie jedoch nur am Rande eine Rolle. Die juristische Neutralität ist für sie wichtiger als die zwischenmenschlichen Emotionen, die so ein Verfahren mit sich bringen.
Durch einen persönlichen Zwischenfall erfährt Tessa am eigenen Leib, was es bedeutet, als Klägerin vor Gericht zu ziehen. Miller führt uns haarklein durch den zermürbenden und langjährigen Prozess, den das Gerichtsverfahren vor allem für Opfer bedeutet.
Ein wichtiges und starkes Buch, das fundiert aufzeigt, wie das von Männern gestaltete Rechtssystem mit den Opfern von Verbrechen umgeht. Wie perfide und unsensibel das Gericht Sexualfälle behandelt und wie demütigend eine Strafverhandlung für das Opfer ist. Spannend, speziell in diesem Roman, ist der Perspektivenwechsel der Hauptfigur und die Ernüchterung, die sie erfährt, nachdem sie vorher Jahre auf der anderen Seite der Gerichtsverhandlung stand.
«Die Rechtsprechung geht in Sexualstrafverfahren von völlig falschen Voraussetzungen aus. Die Erfahrungen einer Frau mit sexualisierter Gewalt fügt sich nicht in das männlich dominierte System von Wahrheit. Sie kann dieser Definition von Wahrheit niemals genügen, und deshalb kann es auch keine Gerechtigkeit geben.»
Dshamjlia Walde
